Integratives Coaching und Prozessbegleitung: Fallbeispiel einer "renaturierten Schulklasse"

Herausforderungen in einer "verwilderten Schulklasse"

Zu Beginn des Prozesses stand eine grosse Klasse mit kaum Gemeinschaftssinn, wenig Selbstverantwortung und Versplitterung in Untergruppen. Der hohe Migrationsanteil und die Vielzahl an speziellen Anforderungen der Schülerinnen und Schüler stellten zusätzliche Herausforderungen dar. Die Diagnose von Team und Schulleitung war eindeutig: "Diese Klasse verwildert. Wir wissen nicht mehr weiter." Die Klassenlehrperson war überfordert und drohte in eine Erschöpfungsdepression abzudriften. Nach wiederholtem Ausfall der Lehrperson und nun wieder drohendem Ausfall entschied sich die Schulleitung, externe Unterstützung zu holen. Dieser Schritt basierte auf der Einsicht, dass es nicht an fehlenden Kompetenzen der Lehrpersonen liegt, sondern zusätzliche Ressourcen von aussen notwendig sind. Hier kam Mindful Revolution ins Spiel.

Intervention: Bestandsaufnahme und Umgestaltung des Lernumfelds

Mindful Revolution führte zunächst eine Bestandsaufnahme durch, um die Möglichkeiten zur Schaffung eines förderlichen Umfelds zu evaluieren. Ziel war es, ein Umfeld zu schaffen, in dem sich alle Schülerinnen und Schüler und alle Beteiligten angenommen fühlen. Besonders wichtig war es, den Kindern mit speziellen Anforderungen zu vermitteln, dass auch sie zur Gruppe gehören und mit ihren Besonderheiten akzeptiert sind. Perspektivenwechsel war gefragt: Die "verwilderte Klasse" sollte mit Mindful Revolution "renaturiert" werden.

Maria*, 12 Jahre: "Ich dachte immer, ich bin nicht gut genug, weil ich die Aufgaben nie so schnell wie die anderen lösen konnte. Jetzt haben wir verschiedene Lernstationen, und ich kann in meinem eigenen Tempo arbeiten. Endlich habe ich das Gefühl, dazuzugehören."

Umgestaltung des Klassenzimmers: Ein "Grossraumbüro" für individuelles Lernen und "Renaturierung" beim Lernen

Das Klassenzimmer wurde in ein "Grossraumbüro" umfunktioniert, das individuelle Lernumgebungen bot. Transparenz über den Lernstoff und die dafür notwendige Zeit wurde geschaffen. Sobald alle den Stoff verstanden hatten, war Zeit diesen etwa beim Draussenlernen zu vertiefen oder für coole Outdoor-Aktivitäten im nahegelegenen Wald. Dies förderte die Selbstverantwortung, Motivation und den Zusammenhalt in der Klasse.

Ali*, 13 Jahre: "Die Outdoor-Aktivitäten im Wald sind das Beste! Wir lernen nicht nur aus Büchern, sondern erleben die Natur direkt. Das hat uns alle viel näher zusammengebracht. Ich habe gelernt, dass ich genauso wichtig bin wie die anderen, auch wenn ich nicht perfekt Deutsch spreche."

Unterstützung durch die Gemeinde: Outdoor-Aktivitäten und Materialbereitstellung

Die Schule arbeitete mit der Gemeinde zusammen, um Material für Outdoor-Aktivitäten bereitzustellen, da viele Kinder aus prekären familiären Verhältnissen nicht entsprechend ausgerüstet waren. Diese Aktivitäten halfen, den Gemeinschaftssinn und die soziale Kompetenz der Schülerinnen und Schüler zu stärken.

Wandel der Lehrpersonenrolle: Von der Lehrperson zum Coach

Die Rolle der Lehrperson wurde von einer klassischen Lehrkraft zu einem Coach umgestaltet. Die Rolle flexibilisiert und nicht länger in der herkömmlichen Art des "Alpha" interpretiert. Auch wurde der Lernraum geöffnet und ein Kommen und Gehen im "Grossraumbüro" erlaubt.

Lehrperson Remi*, 32 Jahre: "Ich hätte nie gedacht, dass weniger Kontrolle der Schlüssel sein würde. Es war erstaunlich zu sehen, wie die Schülerinnen und Schüler sich entfalten und Verantwortung übernehmen, wenn man ihnen den Raum gibt. Anfangs war ich skeptisch, aber die Ergebnisse sprechen für sich. Weniger Kontrolle hat die Klasse wirklich in eine selbstverantwortliche Gruppe verwandelt."

Dieser Ansatz weg von einer Misstrauenskultur hin zu einer Vertrauenskultur förderte die Selbstverantwortung und das eigenständige Lernen der Schülerinnen und Schüler. Nach einem halben Jahr Prozessbegleitung erzielte die Klasse eine positive Bilanz des Wohlbefindens für alle Beteiligten.

Sofia*, 12 Jahre: "Vorher war es schwer, mit allen in der Klasse zurechtzukommen, weil wir so viele verschiedene Gruppen hatten. Jetzt arbeiten wir oft zusammen und helfen uns gegenseitig. Es fühlt sich an, als wären wir eine grosse Familie, und ich gehe viel lieber zur Schule."

Exkurs: Draussenlernen – Bildung für nachhaltige Entwicklung

Draussenlernen ist ein Konzept, das sich in den letzten Jahren als besonders wirksam erwiesen hat. Es umfasst lehrplanbasierte Lernaktivitäten außerhalb des Klassenzimmers und fördert erlebnisorientiertes und schülerzentriertes Lernen. Die Forschung zeigt, dass Draussenlernen zahlreiche Vorteile bietet, darunter:

  • Schulischer Lernerfolg: Besseres Erinnern der Lerninhalte, verbesserte Sprachkompetenz und erhöhtes Interesse an MINT-Fächern.

  • Sozialkompetenzen: Gestärkte pro-soziale Interaktion, Teamwork und Konfliktlösung.

  • Selbstkompetenzen: Erhöhte intrinsische Motivation, Konzentration und Selbstwirksamkeitserfahrung.

  • Physische und mentale Gesundheit: Stärkung des Wohlbefindens und Verringerung von Verhaltensproblemen.

  • Realwelt-Lernen: Sinnvolles Lernen in realen Situationen, das den unterschiedlichen Lernbedürfnissen gerecht wird.

  • Kompetenzen für das 21. Jahrhundert: Förderung von Kommunikation, Kooperation, Kreativität und kritischem Denken.

  • Naturvertrautheit: Erhöhtes Umweltbewusstsein und nachhaltigeres Handeln.

Insgesamt zeigt sich, dass Draussenlernen nicht nur den schulischen Erfolg, sondern auch die soziale und emotionale Entwicklung der Schülerinnen und Schüler fördert. Diese Lernmethode trägt wesentlich zur Bildung für nachhaltige Entwicklung bei und hilft, Kinder zu resilienten, kreativen und gesunden Individuen zu entwickeln, die den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sind.

Fazit: Ein erfolgreiches Modell der Prozessbegleitung

Der Erfolg des integrativen Coachings und der Prozessbegleitung durch Mindful Revolution zeigt, wie wichtig es ist, das System zu öffnen und neue Wege zu gehen. Durch die Umgestaltung des Lernumfelds, die Unterstützung durch die Gemeinde und die Transformation der Lehrpersonenrolle konnte die Klasse nicht nur den Lernstoff effizienter bewältigen, sondern auch eine starke kreative und soziale Dynamik entwickeln. Ein Beispiel dafür ist der von den Schülerinnen und Schülern initiierte Freiwilligentag, der über 350 Personen zu einem Tag der guten Tat inspirierte. Dieses Fallbeispiel verdeutlicht, dass innovative Ansätze und externe Unterstützung entscheidend sein können, um in herausfordernden Schulsituationen nachhaltige Veränderungen zu erzielen.

*Alle Namen und Darstellungen sind anonymisiert und Mindful Revolution bekannt.